Raketenflugplatz-Berlin
Johannes Winkler - sein Beitrag zur Raumfahrt
Johannes Winkler wird immer dafür bekannt bleiben, mit der HW1 am 14.
März 1931 in Dessau erstmals eine Flüssigkeitsrakete in der Öffentlichkeit
gestartet zu haben. Entgegen seiner ersten Einschätzung war er weltweit der
dritte Forscher, dem ein Flug gelang. Robert Goddard in den USA und
Friedrich-Wilhelm Sander in Deutschland sind ihm zuvorgekommen. Doch
dies schmälert die persönliche Leistung von Johannes Winkler keineswegs.
Der kurze Flug der HW1 bewies allen Skeptikern eindeutig:
Flüssigkeitsraketen können fliegen!
Zuvor hatte er eine wirkliche Erstleistung mit der Herausgabe der ersten
Fachzeitschrift für Raketen- und Raumfahrtfragen ab 1927 erbracht. Völlig
eigenständig hat er das inhaltliche und äußere Konzept des Magazins “Die
Rakete” geschaffen. Als Herausgeber und defakto Chefredakteur gelang es
Johannes Winkler das Niveau des Inhalts hoch zu bringen und lange Zeit
hoch zu halten. Mit eigenen technischen Beiträgen gab er die Richtlinie vor,
der sich Artikel anpassen mussten, um in der “Rakete” veröffentlicht zu
werden.
Die Herausgabe der “Rakete” ist als seine Hauptleistung anzusehen. Den
sich 1929 entwickelnden kleinlichen Zänkereien von prominenten Raketen-
forschern auf der Bühne seiner Zeitschrift stemmte sich Winkler entgegen -
jedoch vergebens. Als die Mitgliederzahl des Vereins für Raumschiffahrt,
deren Organ die “Rakete” war, sank, wurde der Ruf nach einer weniger
wissenschaftlichen Ausrichtung der Beiträge lauter. Diesen Wandel wollte
Winkler nicht mittragen und stellte die “Rakete” Ende 1929 ein.
Vertretend für den eigentlich vorgesehenen Max Valier übernahm Johannes
Winkler den Vorsitz des Vereins für Raumschiffahrt (VfR), der am 5. Juli 1927
in seiner Heimatstadt Breslau gegründet wurde. Aus seinem Bekanntenkreis
kamen auch viele der für den Verwaltungsakt notwendigen sieben
Gründungsmitglieder. Ohne Winkler wäre der VfR wohl nie gegründet
worden. Als sich der Schwerpunkt der Raketenforschung nach Berlin
verlagerte, musste Winkler neben der Einstellung der “Rakete” auch den
Vorsitz des VfR abgeben.Während und auch nach der Zeit des Vorsitzes von
Johannes Winkler hat es der VfR jedoch nie geschafft, seinem
Gründungszweck, die Schaffung und Finanzierung eines privaten
Forschungsprogramms in die Wege zu leiten. Dieses Scheitern kann aber
nicht Johannes Winkler angelastet werden. Es liegt vielmehr im eigensinnigen
Handeln der einzelnen Raketenpioniere begründet, die nur begrenzt
Informationen weitergaben, da sich jeder eine Existenz als wohlhabender
Raketenindustrieller erhoffte.
Johannes Winkler hat auch Grundlagenforschung betrieben. Aus seinen
Arbeiten bei den Junkerswerken oder später bei der Luftfahrtforschungs-
anstalt in Braunschweig ist jedoch kein produziertes Triebwerk oder eine
Rakete entstanden und es hat auch keine nachfolgenden Triebwerks-
Entwicklungen gegeben, die sich auf Winkler bezogen haben. Einzig sein
Versuch, einen “Dritten Weg” zur Raumfahrt mittels aus gleichartigen
Standard-Raketen zusammengesetzten Trägern zu beschreiten, hat in den
1970er-Jahren den Anstoß zum (gescheiterten) Projekt der deutschen Firma
OTRAG gegeben. Winkler hat das Bündelprinzip nicht erfunden, aber
erstmals mathematisch durchformuliert.
•
Welterster öffentlicher Start einer
Flüssigkeitsrakete, der HW1, am
14. März 1931 in Dessau.
Winkler war der dritte Forscher, der
eine Flüssigkeitsrakete zum Fliegen
brachte.
•
Herausgabe der weltersten
Fachzeitschrift für Raketen- und
Raumfahrtfragen: “Die Rakete” von
1927 bis 1929.
•
Übernahme des Vorsitzes des Vereins
für Raumschiffahrt, der ersten
Vereinigung für Raumfahrt-
enthusiasten.
•
Mathematische Analyse des Prinzips
der Bündelung von gleichartigen
Raketen.
Rudolf
Nebel