Raketenflugplatz-Berlin
Museum:
Raketen in der
Flugwerft Schleissheim
Rein formell eine Aussenstelle des Deutschen Museum aus
München, bietet der ehemalige Flugplatz Schleissheim doch
eine eigene Atmosphäre und einmalige Exponate zur Luft- und
Raumfahrtgeschichte. Leicht mit der S-Bahn zu erreichen, ist
Schleissheim für München-Besucher ein Ort, den man
unbedingt ansteuern sollte.
Für Raumfahrt-Interessierte ist natürlich die dort gezeigte
“Europa 2”-Rakete der wichtigste Anziehungspunkt. Gegenüber
der Vorgängerin “Europa 1” mit einer zusätzlichen Feststoff-
Oberstufe ausgerüstet, wurde sie nach den Fehlschlägen der
“1” nach ihrem mißglückten Erststart ebenfalls eingestellt. Die
bitteren Erfahrungen dieses Programms führten schließlich zur
erfolgreichen “Ariane”-Entwicklung. Hier in Schleissheim kann
man diesen europäischen Hoffnungsträger bewundern.
deutschen Oberstufe. Die beiden Erststufen-Triebwerke Rolls-
Royce RZ-12 leisteten je etwa 68 Tonnen Schub. Sie
brannten mit Flüssigsauerstoff und Kerosin für 160 Sekunden
bei der Europa 2 (Europa 1 = 155 sek). Interessant ist der
Größenvergleich mit dem 25-Tonnen-A4-Triebwerk, welches
rechts daneben steht. Die Erststufe arbeitete bei allen
Startversuchen der Europa-Rakete erfolgreich.
Oben: Die Erststufe der “Europa” wurde aus der britischen
Mittelstreckenrakete “Blue Streak” abgeleitet. Die europäische
Organisation ELDO wurde 1961 geschaffen, um auch West-
Europa an den Errungenschaften der Eroberung des
Weltraums teilhaben zu lassen. Den einfachste Weg dahin sah
die ELDO in einer Kombination schon vorhandener britischer
und französischer Raketentechnik mit einer neukonstruierten
Uwe W. Jack
Oben: Direkt neben der “Europa 2” steht der Vorläufer des
Erststufentriebwerks - eine Brennkammer des Aggregat 4.
Etwas sehr bunt bemalt, gibt es einen guten Vergleich zum
Stand der sechziger Jahre bei der “Europa 2” ab. Am
Oben: Aus der französischen “Diamant” Höhenforschungs-
rakete wurde die “Coralie” als zweite Stufe der Europa-Rakete
entwickelt. Alle vier Triebwerke vom Typ Vexin A waren
schwenkbar. Die Treibstoffe Unsymmetrisches
Dimethylhydrazin (UDMH) und Stickstoff-Tetroxid waren
Oben: In Deutschland entwickelt wurde die dritte Stufe der
Europa-Rakete unter dem Namen “Astris”. Als Treibstoffe
wurden Aerozin und Stickstofftetroxid verwendet, die über
Helium-Druckgas gefördert wurden. Beide Drucktanks sind an
der Unterseite neben dem Haupttriebwerk zu sehen. Das
“Astris”-Triebwerk war um 6 Grad schwenkbar, die
lagerfähig. Jedes Triebwerk entwickelte für 103 Sekunden
(Europa 1 = 96 sek) einen Schub von etwa 7 Tonnen. Die
Treibstoff-Förderung erfolgte über einen Druckgasgenerator
der beide Treibstoffe unter Wasserzusatz verbrannte. Die
Triebwerke waren durch Brennstoffschleier gekühlt.
Lagekontrolle übernahmen zwei zusätzliche 40 kp Steuer-
triebwerke. Für 375 Sekunden (Europa 1 = 360 sek) wurde ein
Schub von 22,5 Tonnen vom Haupttriebwerk geleistet. Bei
keinem einzigen Europa-Flug konnte die “Astris” erfolgreich
arbeiten. Entweder versagte die Zweitstufe oder die “Astris”
selbst. Ein europäisches Raketen-Desaster.
Einspritzdeckel ist in der Mitte die Heißöse anstelle des
Sauerstoffventils montiert. Ein Zeichen dafür, das dieses
Triebwerk direkt aus der Produktionslinie des Mittelwerks
stammt.