Raketenflugplatz-Berlin
Museum:
Luftfahrtmuseum Rechlin-Lärz
Auf dem Flugplatzgelände Lärz am Müritzsee nördlich Berlins
befindet sich eine kleine Ausstellung von Fundstücken vom
Gelände der ehemaligen Luftwaffen-Erprobungsstelle. Ähnliches
findet man wenige Kilometer weiter am ehemaligen Flugplatz
Rechlin. Hier in Lärz werden einige ungewöhnliche Exponate
präsentiert. Der Sammlung, die von privaten Spenden lebt,
stehen leider keine großzügigen öffentlichen Gelder zur
Verfügung. Dies sollte man berücksichtigen, wenn man die
etwas ungeordnete Ausstellung betritt. Aber mit viel
Engagement wird hier in Lärz ein Stück Luftfahrt- und
Raketengeschichte bewahrt.
Beide Museen in Lärz und Rechlin kann man durchaus an
einem einzigen Tag besuchen.
Dieses seltene Stück wird vom Museum als Raketen-
getriebene Panzerbombe SC 500 RS bezeichnet. Der
Durchmesser des Antriebsteils des Exponates beträgt etwa
400 mm.
Der Mantel des Sprengkopfes ist geplatzt, der Antriebsteil ist
noch intakt, wenn auch die Luftflossen fehlen. Am Heck finden
sich die zwölf Ausströmdüsen, die sich vom Düsenhals mit
einen Durchmesser von etwa 40 mm auf 55 mm erweitern.
Die ungesteuerte Luft-Luft-Rakete R4M kam 1945 noch zum
Einsatz und erwies sich gegen Bomberverbände als
wirkungsvoll. Lärz kann verschiedene Versionen dieser
Feststoffrakete zeigen. Links oben sieht man ein
Versuchsmuster mit kurzer Düse, darunter die
Serienausführung mit langer Ausströmdüse.
Auch eine Anti-Panzer-Version wurde unter dem Namen
“Panzerschreck” entwickelt. Beeindruckend die Wandstärke
der Düse von etwa 4 mm (links)!
Wenn man die schrecklich nachgebaute Spitze ignoriert,
findet sich hier eine 21 cm Werfergranate, die ebenfalls an
der Versuchstelle Rechlin/Lärz als Waffe gegen Bomber
erprobt wurde. Mit einer Reichweite von 1000 bis maximal
2000 m konnte sich so ein Jagdflugzeug aus dem Bereich der
Abwehrwaffen eines Bomberverbandes heraushalten.
Beim Heer war diese Rakete als “Nebelwerfer” im Einsatz.
Die im Boden eingelassenen Düsen erweitern sich bei 35 mm
Länge von einem Durchmesser von 10 auf 20 mm.
Bei dieser Rakete soll es sich um eine aus einer Propaganda-
rakete zum Verschuss von Flugblättern entwickelte
Ablenkungsladung zur Verwirrung von Nachtbombern handeln.
Der größte Durchmesser beträgt außen 158 mm.
Mit dem Geschoss sollten Leuchtmarkierungen, wie sie von
britischen Bombern zur Zielmarkierung verwendet wurden
(genannt “Christbäume”), an falschen Stellen ab vom Ziel in
die Luft gebracht werden.
Ebenfalls ungelenkt war die in Kummersdorf entwickelte
kleine Rakete RZ 65 (Rauchzylinder). Ursprünglich für
Artilleriezwecke gedacht, bewährte sie sie auch bei der
Luftwaffe. Der doppelte Ring von je sieben Ausströmdüsen
und einem Zündkanal in der Mitte ist an der Unterseite zu
sehen. Die äußeren Düsen sind verkantet und geben dem
Geschoss so durch Drehung etwas Stabilität.
In Rechlin/Lärz wurden verschiedene Abschusseinrichtungen
an Flugzeugen erprobt.
Uwe W. Jack